Spätstarterin erobert Gastgewerbe
Eberswalde (moz) Zum zweiten Mal in Folge hat Jennifer Geißler alle anderen Auszubildenden ihrer Jahrgangsstufe hinter sich gelassen. Dabei ist die angehende Fachkraft im Gastgewerbe eine Spätstarterin. Aber eine, die den Absprung in ein erfolgreiches Berufsleben schließlich doch noch aus eigenem Antrieb geschafft hat.
„Es ist ja nicht so, dass ich nicht vorher gewollt hätte“, sagt die 23-Jährige aus Eberswalde. Doch keiner ihrer Bewerbungen, die sie voller Hoffnung gleich nach der Schule abgeschickt hatte, war von Erfolg gekrönt. „Es gab Zeiten, da habe ich mir gar nicht mehr vorstellen können, eines Tages in der Gastronomie zu arbeiten“, blickt Jennifer Geißler zurück. So ganz aber hat sie ihren Traumberuf seit Kindheitstagen nie aus den Augen verloren. Daran haben weder ein zur Überbrückung eingeschobenes berufsvorbereitendes Jahr noch unzählige Einsätze als nur stundenweise tätige Kellnerin wirklich etwas ändern können.
Mit dem „Matisse im Quartier No. 7“, dem letzten verbliebenen Restaurant im Altstadt-Carrée, hatte die junge Frau zum glücklichen Ende des Bewerbungsmarathons dann doch noch einen Ausbildungsbetrieb gefunden. Und was für einen. „Ich habe mich in dieser Gaststätte von Anfang an gefordert und gefördert gefühlt“, berichtet Jennifer Geißler. Sie ist Gastwirt Thomas Steinberg unendlich dankbar dafür, eine echte Chance bekommen zu haben. Und findet es wunderbar, mit ihrer Ausbilderin Sabine Wölm eine Kollegin an ihrer Seite zu wissen, die ihr Füllhorn an praktischen Kenntnissen freigiebig mit ihr teilt. Die zwei Jahre, die sie im Barnimer Oberstufenzentrum und im Restaurant verbrachte, seien wie im Fluge vergangen, betont die Fachkraft in spe, die ihre beiden Urkunden als Jahrgangsbeste in ihrer Berufsgruppe am Oberstufenzentrum gerade voller Stolz rahmen ließ.
„Jennifer macht ihre Arbeit toll. Sie hat in der kurzen Zeit, in der sie jetzt bei uns ist, ungemein an Format gewonnen“, lobt ihr Vorgesetzter. Ob im Umgang mit den Kunden, beim Wareneinkauf oder beim Gestalten der Speisenkarten – sie habe sich schnell zur unermüdlichen Hilfe entwickelt, urteilt Thomas Steinberg.
Ihre Ausbilderin wundert dieses Leistungsvermögen nicht. „Ich habe selten einen Lehrling erlebt, der alles verfügbare Wissen beinahe wie ein Schwamm aufsaugt“, schwärmt Sabine Wölm.
Wen wundert es da, dass Jennifer Geißler auch nach dem Abschluss ihrer Ausbildung dem „Matisse“ erhalten bleibt? Den unbefristeten Arbeitsvertrag hat sie bereits in der Tasche.
Dass ihr Traumberuf nicht nur Sonnenseiten hat, ist der Fachkraft in spe bewusst. Sie muss arbeiten, wenn andere frei haben. Ohne Konzentration und Stehvermögen geht gar nichts. „Und der Gast hat ein Lächeln verdient, das aus dem Herzen kommt, auch wenn der Rücken schmerzt“, sagt Jennifer Geißler. Doch für all die Strapazen werde sie reichlich entschädigt – mit einer Arbeit, die nie langweilig werde und mit der Chance, spannende Leute zu treffen. Sogar ihre arbeitnehmerunfreundlichen Arbeitszeiten bekommt sie in den Griff. Auch wenn ihr viereinhalbjähriger Sohn häufig von Oma und Opa ins Bett gebracht werden muss – die freien Stunden am Nachmittag widmet die Mutter mit Freuden ihm.
Wenn sie frei hat, testet Jennifer Geißler gern Restaurants.